Fazit – Strange New Worlds

Der folgende Beitrag enthält Spoiler!

Die zweite Staffel von Star Trek: Strange New Worlds ist komplett. Allgemein kann ich sagen, dass mir die 1. Staffel der Serie besser gefallen hat, als die 2. Staffel. Das liegt unter anderem an der Ernsthaftigkeit, die mir in der 2. Staffel stellenweise gefehlt hat. Bei gerade mal 10 Episoden pro Staffel finde ich es schade, dass das Crossover zur animierten Serie Lower Decks und obendrein eine Musical-Folge in der selben Staffel kamen. Beide Episoden sind gewagt und Neuland für Star Trek. Per se finde ich sie auch nicht schlecht und habe mich jeweils gut unterhalten gefühlt. Aber mir sind ernsthaftere Episoden einfach lieber – besonders bei den kurzen neuen Staffeln. Früher hatten wir zwischen 20 und 24 Episoden pro Staffel, seit den Streamingdiensten wurden Serien aus Gründen X auf 10 bis 12 Episoden eingekürzt. Kommt natürlich auf die Serie an, aber in der Regel ist das die neue Episodenmenge pro Staffel. Und das ist meiner Ansicht nach einfach zu wenig, um derart experimentelle Episoden zu liefern.

Gut gefällt mir an der Serie wie die Gorn dargestellt werden. Die Episoden sind blutiger als man es von Star Trek gewohnt ist, aber auch hier gefällt mir der Mut zu Neuem. Die Gorn sind unberechenbar, doch mehr Tier als Humanoid, und insbesondere ihre ‘Kinder’ sind nahezu unkontrollierbare kleine Monster. Ebenso gefällt  mir, dass man bezüglich des Aussehens gewisser doch sehr bekannter Spezies (Romulaner und Klingonen beispielsweise) wieder eher zur etablierten Maske greift. Die Andorianer bzw. Aenar sind mir noch etwas zu kantig, aber damit kann ich leben. Insgesamt finde ich die Optik der Serie sehr ansprechend. Dadurch, dass Strange New Worlds im selben Universum wie Discovery spielt, erwarte ich jedoch keine 100%ige Einhaltung des Kanons. Dafür ist mir Discovery einfach zu wenig Star Trek gewesen, zu experimentell und gewagt und mir war persönlich sehr recht, dass dieses Schiff irgendwo in der fernen Zukunft verschollen ist. Discovery war für mich ein ganz schlimmer Ausrutscher im Star Trek Fandom.

Deshalb freut es mich umso mehr, dass wir in Strange New Worlds viele bekannte Charaktere aus der Original Serie wieder sehen dürfen, aber auch tolle neue. Das ständige Auftauchen von James T. Kirk halte ich zwar für überflüssig, da Strange New Worlds auch sehr gut ohne ihn auskäme, aber auch damit kann ich mich arrangieren. Es sollte nur nicht überhand nehmen. Von mir aus kann Paul Wesley seine eigene Serie bekommen, wenn Pikes Crew ihre zehn Jahre abgeleistet hat.

Was mir etwas bitter aufstößt, ist die Beziehung zwischen Spock und Chapel. In TOS war es immer eine unerwiderte Liebe. In SNW werden die alten Fans dieser unerfüllten Beziehung auf der einen Seite belohnt, auf der anderen aber auch direkt wieder durch eine unentschlossene Chapel bestraft. Mir fehlt dahingehend ihre Reife und Wärme aus der Original Serie. Hier wirkt sie stellenweise wie eine Frau, die absolut keine Ahnung hat, wer sie ist oder sein will – oder, in Spocks Fall, mit wem sie zusammen sein will. Sie kennt ihre Prioritäten nicht. Und gerade bei einem Mann wie Spock sollte ihr klar sein, dass sie nicht alle paar Wochen oder Monate ihre Beziehung neu definieren kann, wie es ihr gerade in den Sinn kommt. Als Halbvulkanier nimmt er Beziehungen dafür viel zu ernst. Selbstverständlich kann man das Scheitern der kurzen Beziehung damit begründen, dass die Serie versucht wieder mehr Richtung Kanon zu gehen. Doch dafür ist es im Grunde schon wieder zu spät. Schade. Ich hätte es besser gefunden, wenn man auf der ‘unerwiderte Liebe’-Schiene geblieben wäre. So wurde leider das Andenken an Majel Barretts Chapel, zumindest für mich, ein Stück weit zerstört.

Prinzipiell hätte man die Frauenquote der Serie etwas geringer halten können. Aber, da am Ende der 2. Staffel Scotty endlich auftauchte und Kirk hin und wieder auf seinem zukünftigen Schiff reinschaut, wird das auch wieder halbwegs ausgeglichen.

Jetzt heißt es sehnsüchtig auf die 3. Staffel warten, die sich Dank des Autoren und Schauspielerstreiks sicherlich hinauszögern wird. C’est la vie.

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