Die Ringe der Macht – Logikfehler

Über ‘Die Ringe der Macht’ gibt es derzeit heftigste Diskussionen im Internet. Dies hier soll keine Schimpftirade werden, dennoch möchte ich auf den einen oder anderen Logikfehler eingehen, der mir besonders bitter aufstößt.

Der folgende Beitrag enthält Spoiler!

Hauptthema auf so ziemlicher jeder Plattform, ist die Einführung von dunkelhäutigen Elben, Zwergen, Menschen und Hobbits (Untervolk: Haarfüße)

Im ersten Jahrtausend des Dritten Zeitalters lebten die Hobbits am Oberlauf des Anduin. Der Hobbitstämme gab es drei: die Haarfüße, die Falbhäute und die Starren.

Tolkien hat dunkelhäutige Elben, Zwergen, Menschen und Hobbits nie erwähnt. Das heißt deshalb nicht, dass es sie nicht gegeben haben kann. Aber ich denke, dass er sie nicht vorgesehen hatte.
Für mich ergibt es insofern keinen Sinn, als dass dunkelhäutige Leute ihren Ursprung im Süden (Afrika – von mir aus demnach in Harad) hatten. Dunkle Haut ist dort üblich, wo es zu extrem viel Sonnenschein kommt. Natürlich gibt es in der heutigen Zeit überall dunkelhäutige Menschen, aber das ist auf die Globalisierung, Sklaverei und diverse andere Begebenheiten zurückzuführen. Warum sollte es also in Mittelerde dunkelhäutige Elben, Zwerge, Menschen und Hobbits geben?
Die Antwort ist simpel: Es ist inn! Diversität ist das Zauberwort. Allerdings hatten wir schon Diversität in Mittelerde, denn dort leben Elben, Zwerge, Menschen und Hobbits und sogar Orks, Bilwisse und Trolle und noch viele weitere Spezies. Wieso brauchte es da noch den Unterschied der Hautfarbe?

Und nein, Dunkelelben sind keine dunkelhäutigen Elben.

Als Moriquendi (Quenya für ‚Elben der Dunkelheit‘) wurden all jene Elben bezeichnet, die, im Unterschied zu den Calaquendi, nie das Licht der Zwei Bäume im Segensreich von Valinor erblickt hatten.

Insbesondere auch bei den Zwergen, die fast ausschließlich untertage leben, ergibt eine dunkle Hautfarbe nun wirklich keinen Sinn! Im Gegenteil, die Zwerge müssten noch viel blasser sein …

Professor Tolkien würde sich vermutlich im Grab umdrehen.

Ich versuche mich damit abzufinden, dass man heutzutage im Fernsehen und Kino eben nicht mehr um die Darstellung diverser Ethnien herumkommt. Allerdings habe ich früher auch gerne die Cosby-Show anschaut, in der fast ausschließlich dunkelhäutige Menschen vorkamen. Mich hat das nie gestört. Ich bin dahingehend farbenblind. Mich stört es allerdings, wo es eigentlich nicht hingehört. Es wirkt einfach zu aufgezwungen auf mich. Dennoch versuche ich in der Serie nicht (mehr) darauf zu achten. Es gelingt mir nicht immer.

Die Darstellung Galadriels ist meiner Ansicht nach auch nicht allzu gelungen. Sie wirkt wie eine Mary Sue. Zur Zeit der Serie hat Galadriel eigentlich schon viel von Melian (wie wir wissen eine Maia) gelernt. Sie hat im Ersten Zeitalter bei ihr in Doriath (Beleriand) gelebt und Melian war ihre Tutorin. Von dieser klugen Galadriel sehen wir in der Serie aber nicht viel. Sie wirkt in keiner Weise wie eine Hochelbe (abgesehen von der Arroganz, die sie immer wieder an den Tag legt), die schon mehrere tausend Jahre auf dem Buckel hat. Sie erinnert viel mehr an Tauriel, die verhältnismäßig einfach, keine Hochelbe und vor allem noch relativ jung war. Ich mag Tauriel, nur mal so am Rande bemerkt, aber von Galadriel habe ich mehr Weisheit erwartet.
Und was soll die ‘Freundschaft’ zu Elrond? Klar, kann man machen. Aber muss es gleich so ‘intim’ sein? Gewisse Szenen sind sehr leicht misszuverstehen. Schließlich wissen wir, dass Galadriel eines Tages Celeborn zum Mann nehmen und ihm eine Tochter schenken wird. Und diese wiederum wird Elrond heiraten …
Und überhaupt, wo zum Henker ist Celeborn? Galadriel müsste eigentlich schon mit ihm verheiratet sein.

Am Ende des Ersten Zeitalters entschied sich Celeborn, in Mittelerde zu bleiben und verweilte eine Zeit lang in Lindon. Danach gingen er und Galadriel nach Eregion, dort lebten sie in Ost-in-Edhil, der Stadt der Gwaith-i-Mírdain.

Galadriel war Mitbegründerin von Eregion, das es in der Serie ja bereits gibt. Also sind wir jenseits des Jahres 750 des Zweiten Zeitalters. Weit jenseits, denn … dazu komme ich später.
Wir sehen also, Galadriels Geschichte, ihr gesamter Werdegang, ihre grandiose Entwicklung … gibt es einfach nicht. Stattdessen müssen wir uns in der Serie mit einer Mary Sue abfinden, die ihren verstorbenen Bruder rächen will.

Finrod starb nicht im Krieg, sondern im Kampf mit einem Werwolf, zu einer gaaaanz anderen Zeit, bei dem Versuch Beren zu retten. Aber auch Finrods Geschichte wird in der Serie ganz neu erzählt. *seufz*

Ich frage mich immer wieder, zu welcher Zeit genau die Serie eigentlich spielt. Eregion gibt es schon, Galadriel hat jedoch keinen Ehemann und Eregion auch nicht mit aufgebaut. In Episode 3 kommen wir dann nach Númenor. So weit, so gut. Dort lernen wir Míriel kennen und Pharazon, der zu dieser Zeit allerdings ihr Berater und die Königin-Regentin ist. Aus dem Silmarillion wissen wir, dass Míriel im Jahr 3255 des Zweiten Zeitalters gezwungenermaßen Pharazon heiratet, der später für den Untergang Númenors verantwortlich sein wird.

Zwischen der Gründung Eregions und Míriels Heirat im Zweiten Zeitalter passiert aber eigentlich noch folgendes: Sauron errichtet Mordor, die Ringe der Macht werden geschmiedet, eben so der Eine Ring, Barad-dûr wird errichtet, Sauron überzieht Eriador mit Krieg, Galadriel gründet Lothlorien, Eregion wird zerstört, Elrond gründet Imladris …
So, das sind mal die wichtigsten Ereignisse, die bisher in der Serie einfach übersprungen oder nicht erwähnt wurden. Eregion gibt es auf jeden Fall noch, die Ringe sind jedoch noch nicht geschmiedet, aber Míriel lebt bereits …
Damit hat Amazon Prime einfach mal ein paar hundert (gar 2255 Jahre etwa) übersprungen bzw. diese werden zusammengestaucht werden.

Dort wo nämlich Rodwyn lebt und Arondir in Gefangenschaft geriet, liegt das spätere Mordor, das es zum Zeitpunkt der Serie noch nicht gibt.

What the fuck?!

Mich stört der mysteriöse Meteormann nicht, die Haarfüße sind ok, die Geschichte um die Menschen in den Südlanden (später Mordor) ist ok. Aber diese willkürlichen Zeitsprünge … Spielt die Serie womöglich zu unterschiedlichen Zeiten und das wurde nur nicht erwähnt? Nein, kann auch nicht sein. Gil-galad glaubt Sauron ja besiegt bzw. vertrieben und ruft daher seine Elbenscharen aus den entlegenen Besatzungsgebieten (Arondir in den Südlanden) zurück. Es findet also durchaus ALLES zur selben Zeit statt. Uns wurden nur 2255 Jahre unterschlagen?!

Und dann noch die Zwerge … Khazad-dûm (Moria) befindet sich auf dem Höhepunkt! Die Zwerge sind glücklich und zufrieden, der Balrog wurde noch nicht ausgegraben. Soviel vorweg …

Während Saurons verheerenden Angriffen auf Eregion im Jahre 1697 Z. Z., sandte Durin III. eine Zwergenstreitmacht aus Khazad-dûm, die zusammen mit dem Elbenheer Amroths aus Lothlórien auf die feindlichen Truppen traf. Durch diesen Angriff konnte der eingekesselte Elrond mit einigen Überlebenden Elben aus Eregion nach Norden entkommen.

Elronds liebster Zwergenfreund ist allerdings nicht Durin III., sondern Durin IV. Ehemann von Disa, der ersten dunkelhäutigen Zwergin (ohne Bart!). 😀 Allerdings ist die bloße Existenz von den beiden Durins zurselben Zeit, als Vater und Sohn, schon wieder ein massiver Bruch im Kanon, da Durin immer wieder reinkarniert. Sprich, Durin III. stirbt und irgendwann wird Durin IV. geboren.

Über Durin IV. ist wie über Durin II. und Durin V. nur wenig bekannt. Weil Durin VI. im Dritten Zeitalter in Khazad-dûm regierte, darf man annehmen, dass Durin IV. vor ihm, wahrscheinlich aber noch im Zweiten Zeitalter, über das Zwergenreich im Nebelgebirge regierte.

Man darf die Serie nicht als Verfilmung des Silmarillions betrachten. Man muss sich davon eigentlich gänzlich loslösen und die Serie als lose auf Tolkiens Werken basierend betrachten. Nur dann kann man die absolute Verzweiflung vermeiden. Für Nichtkenner ist die Serie bestimmt ok, wenn nicht gar super. Für Leser von Tolkiens Romanen ist sie allerdings ein Schlag in die Magengrube.

Ich versuche die Serie zu genießen. Wirklich! Die Kulissen und das CGI sind in der Regel umwerfend! Der Warg, der die Elben im Gefangenenlager angegriffen hat, sah für das enorme Budget allerdings lächerlich aus!

Außerdem frage ich mich, ob für ‘House of Dragon’ alle Langhaarperücken aufgekauft wurden, so dass unsere männlichen Elben (bis auf Gil-galad) so bescheuerte Kurzhaarfriseuren tragen müssen? Ich könnte heulen … Kein einziger schöner Elb dabei. 🙁

Zum Schluss muss ich als Frau noch erwähnen, dass mich der übertriebene Einsatz von Feminimus nervt. Kein einziger Handlungsstrang kommt ohne eine weibliche Leitfigur aus. Man kann es echt übertreiben …

Ich frage mich ernsthaft, ob wir noch homosexuelle Figuren kennenlernen werden, oder gar solche, die zwar als Mann geboren, sich aber eigentlich als Frau oder gar geschlechtslos empfinden. Wahrscheinlich müssen wir schon dankbar dafür sein, dass noch die gewohnten Pronomen verwendet werden. 🤦

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